In unserer neuen online Reihe zu 100 Jahre Burgenland schreibt Thomas Otrok über die Kultur in unserem Bundesland.

Wenn man auf 100 Jahre Burgenland und seine bewegte Geschichte zurückblickt, ist ein Aspekt doch sehr beachtlich: Das Burgenland hat unmittelbar nach seiner Gründung und trotz der Zerschlagung durch die Nationalsozialisten eine eigene Kultur und somit ein tiefes Identitätsgefühl entwickelt. Dieser Findungsprozess gehört zu den schwierigsten Aufgaben eines jungen Bundeslandes und ist wohl nie wirklich abgeschlossen. Jedoch haben sich die Burgenländerinnen und Burgenländer in Windeseile ein solides Fundament schaffen können, das uns heute noch Halt und Geborgenheit gibt.

Wie konnte Ihnen das so schnell gelingen und was macht diese Kultur so einzigartig? Ist es die weite Landschaft, der wunderbare Wein oder das sonnige Wetter? Sind es die verschiedenen Volksgruppen, die vielschichtige Vergangenheit oder die schlichte Bodenständigkeit der Menschen? In Anbetracht der zahlreichen Möglichkeiten und Charakteristika kann man den Kern der Burgenländischen Kultur schnell und klar erkennen. Es ist die unglaubliche Vielfalt, die dieses Land und deren Menschen auszeichnet und so einzigartig macht.

Das hat man wohl auch nach der Gründung schnell erkannt, und so konnte sich relativ bald ein eigenständiges burgenländisches Lebensgefühl entwickeln, welches sich bis heute durch Offenheit, Fleiß und Familiarität auszeichnet. Vor allem die Volksgruppen und Einwanderer aus Osteuropa haben das jüngste Bundesland Österreichs stark geprägt und sie tun es noch heute. Den EU-Leitspruch „in Vielfalt geeint“ verkörpert das Burgenland wohl beispielhaft, und so kann es auch als kleines Vorbild für ein harmonisches und partnerschaftliches Zusammenleben innerhalb der Europäischen Union angesehen werden.

Vielleicht noch besser als durch jede wörtliche Beschreibung kann man die burgenländische Seele durch die Klänge eines Csárdás erfahren. In Ungarn entstanden, von Roma und Sinti gespielt und durch österreichische Komponisten weiterentwickelt, versinnbildlicht der Csárdás durch seine tiefsinnigen, träumerischen, aber auch lebensfrohen und feurigen Klänge die burgenländische Lebensart. Kunst und Kultur waren immer schon Spiegelbild und tiefster Ausdruck einer Gesellschaft.

Als obersten Kultur-Botschafter des Burgenlandes kann man wohl Joseph Haydn bezeichnen, der bis heute unseren kleinen europäischen Landstrich zu weltweiter Bekanntheit verhilft. Um auch in Zukunft in der Welt von sich reden zu machen und die eigene kulturelle Identität weiterentwickeln zu können, muss alles daran gesetzt werden, die burgenländische Kunst und Kultur in all ihren Bereichen zu fördern. Vor allem junge Talente, die Mut für neues und ein Gespür für Vergangenes besitzen, sollten dabei unterstützt werden der Welt zu zeigen, wie viel Vielfalt, Tiefe und Schönheit in der burgenländischen Seele verborgen liegt.

Thomas Otrok ist JVP-Ortsobmann in Kittsee und arbeitet als Schauspieler bei diversen Österreichischen Film- und Serienproduktionen mit. Als Freund der klassischen Musik beschäftigt er sich intensiv mit der Kunst und Kultur unseres Landes.